Ostermarsch 2023 in Kiel

Artikel aus den Kieler Nachrichten vom 11. April 2023 (es waren allerdings deutlich mehr als 150 Teilnehmende):

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150 Teilnehmer beim Ostermarsch

Für Frieden und gegen Waffen in die Ukraine: Aufruf des Kieler Friedensforums ruft kleine Gegendemo auf den Plan

Kiel. Etwa 150 Menschen haben sich am Sonnabend in Kiel dem Aufruf des Kieler Friedensforums zum alljährlichen Ostermarsch angeschlossen. Sie demonstrierten für einen sofortigen Stopp der Waffenlieferungen in die Ukraine, einen Waffenstillstand sowie Verhandlungen auf diplomatischer Ebene, um den russischen Angriffskrieg zu beenden. Diese Forderungen riefen auch eine vierköpfige Gegendemonstration auf den Plan.

„Solidarität heißt Waffen für die Ukraine“ – so stand es auf dem Plakat der kleinen Gruppe geschrieben, die sich neben der Kundgebung der Friedensaktivisten auf dem Holstenplatz in der Kieler Innenstadt positioniert hatte.

Kleine Gegendemo

bei Ostermarsch

Die Polizei vor Ort ließ die Gegendemo als spontane Versammlung zu. Voraussetzung: Es bleibt ruhig. Mit Ausnahme einiger Wortgefechte und gegenseitiger Unmutsbekundungen blieb es das dann auch, sodass sich der Ostermarsch ohne Zwischenfälle für eine Runde an Exerzier- und Rathausplatz vorbei in Bewegung setzen konnte.

Das Bündnis verschiedener Gruppierungen vom Kieler Friedensforum über die Gewerkschaft Verdi bis zur Deutschen Kommunistischen Partei Kiel kritisierte auch die „Aufrüstungspläne der Bundesregierung“ in Form des 100 Milliarden Euro schweren Sondervermögens für die Bundeswehr.

Dies ist ein Punkt, der derzeit zu Spannungen zwischen dem Friedensforum und Teilen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) führt. Thore Steinigeweg vom Kieler Friedensforum sprach am Rande der Demonstration von einem „Konflikt mit dem DGB“, weil sich dieser schwer damit tue, die aktuelle Regierungspolitik zu kritisieren. Kritisch beobachte man auch die mediale Berichterstattung, die sich überwiegend positiv zu Waffenlieferungen in die Ukraine äußere, ergänzte Steinigeweg.

Seit dem Krieg sei es generell schwieriger geworden, sich für Frieden einzusetzen, und auch viele Menschen für das Thema zu mobilisieren, so Steinigeweg. Er nehme in der Bevölkerung eher eine abwehrende Haltung wahr. „Der Ostermarsch ist für uns daher eine Chance, wahrgenommen zu werden.“ fms

Quellenangabe: Kieler Nachrichten vom 11.04.2023, Seite 28

 

Nachfolgend die Redebeiträge beim Kieler Ostermarsch 2023:

Eva Börnig (Kieler Friedensofrum): Krieg ist der größte Klimakiller! Rede

Andrea Zeddel (christliche Friedensinitative Altenholz): Krieg darf in Gottes Namen nicht sein! Rede

Siegfried Lauinger (IPPNW Kiel): Die Gefahr eines Atomkrieges wächst. Rede

Benno Stahn (Kieler Friedensforum): Mehr Diplomatie wagen! Rede

Alex (SDAJ Kiel): Krieg und soziale Folgen. Rede

 

Ostermarsch Kiel 2023

Den Frieden gewinnen - nicht den Krieg
 
Die Vorbereitungen der diesjährigen Ostermarschaktionen zeigen eine lebendige Friedensbewegung in allen Regionen des Landes. Über 120 Initiativen haben ihre Aktionen zu Ostern angekündigt und werben um Beteiligung, um in diesen kriegerischen Zeiten ein Signal gegen Krieg, Aufrüstung und weitere Militarisierung zu setzen. Die Forderungen der über 60jährigen Ostermarschbewegung sind aktuell wie im Lied von Fasia Jansen: „Marschieren wir gegen den Osten – NEIN! – marschieren wir gegen den Westen – NEIN! Wir marschieren für die Welt, die von Waffen nichts mehr hält. Denn das ist für uns am besten.“ Weitere Informationen über die Ostermärsche: https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2023 . In Kiel beginnt der Ostermarsch mit der Auftaktkundgebung an der Schevenbrücke/Europaplatz. Es werden sprechen:
- Siegfried Lauinger (IPPNW Kiel): Die Gefahr eines Atomkrieges wächst
- Eva Börning (Kieler Friedensforum): Krieg ist der größte Klimakiller!
- Benno Stahn (Kieler Friedensforum): Mehr Diplomatie wagen!
- Andreas Zeddel (Christl. Friedensgruppe Altenholz): Krieg darf in Gottes Namen nicht sein.
- N.N.; Jugendorganisation: Hochrüstung und Sozialabbau.

Ostermarsch 2023

Den Frieden gewinnen – nicht den Krieg!

Setzt ein Zeichen und zeigt Euch auf den Ostermärschen, die seit 63 Jahren für Frieden und Abrüstung unter dem Motto „Wir marschieren für eine Welt, die von Waffen nichts mehr hält!ˮ Damit dies gelingt, brauchen wir viele Menschen auf den Straßen, die wie 1983 die Regierung erfolgreich zwingen, Abrüstungsverhandlungen zu führen. Flyer

Nachruf Wolfgang Beutin

Wolfgang Beutin (1934-2023) – Ein engagiertes Leben für Frieden und Aufklärung 

Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler PD Dr. Paul-Wolfgang Beutin ist am Sonntag im Alter von 88 Jahren in Köthel (Kreis Stormarn) in der Nähe von Hamburg gestorben. Geboren in Bremen am 2. April 1934 war er tief geprägt von den Kriegserfahrungen, die er immer wieder in seinen autobiographisch gefärbten Romanen über die „Familie Beelzow“, etwa „Das Jahr in Güstrow“ (1985), verarbeitete. 

Beutin studierte an den Universitäten Hamburg und Saarbrücken Germanistik und Geschichtswissenschaft. In seiner Studienzeit war er neben seinem Professor Ulrich Pretzel, dem Bruder von Sebastian Haffner, vom expressionistischen Schriftsteller und Aktivisten Kurt Hiller beeinflusst. Gemeinsam zogen sie gegen alte Nazis, Reaktionäre und den Anti-Homosexuellen-Paragraphen 175 zu Felde. Mit dem Holocaust-Überlebenden Primo Levi pflegte er einen Briefverkehr, mit Theodor W. Adorno setzte er sich gegen antisemitische Tendenzen in Bezug auf den Komponisten Gustav Mahler zur Wehr. 

Beutins Wirken ist das eines engagierten Intellektuellen: Wissenschaftler, Schriftsteller, Unterstützer der sozial-liberalen Koalition von 1969 und der Studierendenbewegung der 1968er. Aktivist gegen die Praxis der Berufsverbote. Mitbegründer des „Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ (BdWi). Politiker der „Deutschen Friedensunion“, Mitinitiator des „Krefelder Appells“ gegen die atomare Konfrontation des Kalten Kriegs. Gewerkschafter bei der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) und im Schriftstellerverband von ver.di. Später Mitgründer der „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ und der Linkspartei, bis zuletzt dort auf kommunaler Ebene im Kreis Stormarn aktiv. „Engagement als Lebensform“ nannte es der deutsch-amerikanische Literaturwissenschaftler Jost Hermand (1930-2021) anlässlich einer Tagung zu Wolfgang Beutins 75. Geburtstag. 

Die Hamburger Universität verweigerte ihm die Professur und erteilte ihm zeitweilig Lehrverbot. Begründung: Verwendung marxistischer und psychoanalytischer Methoden. Die arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung darum wurde zwanzig Jahre lang von der GEW unterstützt. In Hamburg sowie in Bremen und in Lüneburg beeinflusste Beutin zahlreiche Studierendengenerationen. An der Universität seiner Geburtsstadt erlangte er in späteren Jahren die Habilitation und Privatdozentur. 

Wolfgang Beutin ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher und belletristischer Bücher, unzähliger Aufsätze, Kritiken, Aphorismen, Hör- und Fernsehspiele. Bis zuletzt arbeitete er an wissenschaftlichen Beiträgen, von denen einige noch posthum erscheinen. Seine Monographie über die Epoche der „Aufklärung“, an der er noch an seinem Todestag arbeitete, wird unvollendet bleiben. Mit seiner Frau Heidi Beutin und weiteren Mitstreitern plante er für den Herbst 2023 in Lübeck eine wissenschaftliche Tagung zu Geschichte und Gegenwart des Pazifismus. Diese wird nun zu seinen Ehren stattfinden. 

Anlässlich seiner Verabschiedung aus dem aktiven Lehrbetrieb an der Universität Hamburg 1999 schrieb ihm sein Weggefährte, der Literaturkritiker Hans Wollschläger (1935-2007), in einer Würdigung: „Du hast, als Lehrer, das Lesen beigebracht, die richtige Lektüre der Worte und der Taten; die Welt selbst ist durch Deine Arbeiten lesbarer geworden.“ 

Heidi Beutin, Lorenz Gösta Beutin, Olaf Beutin und Familie, 

Köthel, Kreis Stormarn, 23. Februar 2023. 

Eintrag bei wikipedia (dort auch Foto): https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Beutin

Aktionstag gegen den Krieg 24.2.2023

Aam Freitag, 24. Februar 2023 jährt sich der Ukraine-Einmarsch. In vielen Städten finden Solidaritäts- und Protestveranstaltungen statt. Eine Übersicht bietet das Netzwerk Friedenskooperative: https://www.friedenskooperative.de/ein-jahr-ukraine-krieg
Das Kieler Friedensforum weist auf folgende Veranstaltungen hin:
1. Infotisch in der Kieler Innenstadt am 24.2.2023, ab 15 Uhr, Holstenplatz. Die DFG/VK wird bereits ab 13 Uhr vor Ort sein. Dort soll u. a. ein Infoblatt verteilt werden. Wir bitten um Unterstützung beim Infotisch am kommenden Freitag. Flyer
2. Unter dem Motto „Keinen Tag Länger“ ruft ein Bündnis zum Solidaritätsmarsch auf. Auftakt: Bahnhof 16.30 Uhr, Abschluss Rathausplatz 1 7.30 Uhr. 

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